1w6 - Ein Würfel System - Einfach saubere, freie Rollenspiel-Regeln

Eine helfende Hand

Bild von Drak

Das Spannungsfeld zwischen Technologie und Gesellschaft bestimmt das Bild des Systems und zeichnet das Gesicht von Macht und Kontrolle in der technokratischen Welt. Bestaune mit Casilda die Möglichkeiten der Moderne und lerne sie für deine Zwecke zu manipulieren. Nur wer die Technologie bezwingt, kann gewinnen.


"Ich mache das nicht für mich oder für dich. Ich kämpfe nicht für Ruhm oder Ehre, sondern für eine Welt in der alle frei leben können und der Vorteil des einzelnen auch der Vorteil der Gesellschaft ist."

- Warum ich kämpfe, Casilda Kass

Casilda schüttelte sich und räkelte sich zufrieden langsam aus dem Bett in der heruntergekommenen Unterkunft nahe der "Flackernden Viertel". Die kleine Kaschemme schimpfte sich das beste Hotel am Platz, aber Casilda wusste aus Erfahrung, das flackernde Lichter, ausgebleichte Fassaden und der Geruch schwerem Essen, gemischt mit dem Gezänk lauter Stimmen und dem schweren Klatschen von defekten Türen bedeutete, dass sie unten angekommen war und sich diesen Luxus nur durch die Großzügigkeit von Kejol leisten konnte, der ihr nicht nur dieses Zimmer bezahlte, sondern auch ihr noch ein kleines Startkapitel gegeben hatte, natürlich mit der Bedingung für ihn ein oder zwei kleine "Botengänge" zu machen. Immerhin war er ja Geschäftsmann - oder wie auch immer man die fließende Gestalt von Kejol bezeichnen sollte.

Universalübersetzer

Universalübersetzer sind integrierte Module, die sich mit dem Nervensystem verbinden und bekannte Sprachen direkt übersetzen. Dialekte sind schwierig, manche Sprachen sind unverständlich und Nuancen nur für Experten ersichtlich. Ohne diese Technologie würde die Gesellschaft nicht so zusammen gewachsen sein wie sie heute ist.

Schlurfend trottete Casilda ins Bad. An das leise, dumpfe Summen in ihren Ohren und den leichten Schleier, der sich immer morgens über ihre Augen legte, hatte sie sich nach den drei Tagen nach Behandlung mit den Nanobots des Übersetzungsmoduls gewöhnt. Immerhin wurde es von Tag zu Tag schwächer. Bald würde es sicherlich ganz aufhören.

Etwas träge suchte sie im Bad nach der Spüllösung mit den Naniten, um sich die Zähne zu putzen. Noch immer hatte sie sich nicht an die ganze Technologie gewöhnt. Automatische Türen einfach überall, Schallduschen, Naniten als Zahnbürstenersatz, ganz zu schweigen von dem "Assembler", der unten in der Eingangshalle stand und einfach alles herstellen konnte was man vorher nur als Lizenz gekauft hatte. Die ersten zwei Stunden hatte sie begeistert wie ein kleines Kind an dem etwas zwei Meter hohen, quadratisch und nach Altmetall riechendem Schrank mit seinen vielen Bunten Lichtern und dem großen Display, eine Lizenz nach der anderen reingetippt und mit großen Augen bestaunt wie ihre Inneneinrichtung, die sich jetzt in ihrem Zimmer befand, Stück um Stück aus dem Automaten schälte.

Naniten

Naniten oder Nanobots sind winzige Maschinen, die ganz einfache und spezialisierte Aufgaben erfüllen. In großer Zahl können sie in kürzester Zeit die unterschiedlichsten Dinge erledigen. Naniten haben eine kurzen Lebenszeit, dürfen sich nicht reproduzieren oder andere Naniten herstellen.

Blöde war nur, dass sie das ganze Zeug noch nach oben tragen musste - wer kam auf die äußerst dumme Idee, dass man die Inneneinrichtung in der Lobby des Hotels zusammenstellen musste um sie dann ins Zimmer zu schleppen, anstatt gleich einen solchen Automaten in jedes Zimmer zu stellen? Außerdem könnte sie sich dann besser mit dem Lizenzsystem auseinander setzen. Wenn das Ding wirklich alles herstellen konnte, wäre es doch gelacht wenn sie es nicht schaffen würde den Assembler zu "überreden" ihre Wünsche ohne den nervigen Kauf von Lizenzen und ohne Nutzungsbeschränkungen zu erfüllen. Immerhin müssten ihre speziellen Fähigkeiten ja nicht nur Kejol dienen, sondern könnten sie ja auch unabhängig von all diesen weltlichen Hürden machen.

Aufzeichnung 341: Lizenzsystem - Verrat an der Gesellschaft

"Die Opfer sind in meinen Gedanken, der Schmerz in meinem Herzen und die Dunkelheit auf meinem Weg. Weiter, rufe ich, denn ich darf nicht halten. So schreite ich auf meinem Pfad, denn würde ich verzagen, so würde mein Kopf zerspringen vor den Augen der Klagenden, mein Herz würde verbrennen von den Feuern der Schreie und die Dunkelheit würde die Welt verschlingen. So schreite ich voran in mein Verderben, erhoben und aufrecht, gestärkt von dem Wissen, dass nur jedes erbrachte Opfer, nur jeder tiefe Schmerz die Dunkelheit auf der Welt vertreiben kann, während ich mich ihr als willkommene Gabe ergebe."

- Geschenk an die Zukunft, Etaros

Die Zukunft wäre toll, ja, denn Hunger wäre gelöst, Krankheit besiegt und Armut weggefegt. Jeder könnte an allen Aspekten der Gesellschaft teilhaben, ohne die Ausbeutung von Konzernen ertragen zu müssen und könnte seine ureigenen Wünschen erfüllen um die Gemeinschaft auf die nächste Stufe zu heben. Ja, die Zukunft wäre toll, denn es gibt "Assembler". Diese Wundermaschinen können aus Blaupausen und den geeigneten Rohmaterialien eigentlich alles herstellen. Seien es Alltagsgegenstände wie Kleidung oder Möbel, über Essen oder gar Medizin. Damit wären all unsere modernen Probleme gelöst. Ja, die Zukunft wäre toll, wenn es da nicht jene gebe, die Profit über Allgemeingut stellen, die Macht über Freiheit stellen und ein perverses System von Kontrolle errichtet haben.

Jeder Assembler funktioniert nur mit vorher gekauften Blaupausen oder Lizenzen und alle gefertigten Gegenstände sind auf atomarer und subatomarer Ebene eindeutig gekennzeichnet. Nicht nur das, viele Gegenstände werden nur für gewisse Zeit erstellt und lösen sich automatisch auf, sollte die Lizenz nicht verlängert werden.

Dieses perfide System der Gier geht soweit, dass ein Assembler einem Verhungerten verweigert etwas zu essen zu produzieren, einem Kranken die Medizin vorenthält und somit die Gemeinschaft im tiefsten Inneren zerstört.

Lizenzfälschung ob sie gelingt oder nicht, gilt als destabilisierender Terrorismus und allein schon der Versuch, ja der Gedanke daran, wird vor allen, auch den armen indoktrinierten Individuen, mit aller Härte bekämpft. Sollte man mit einer falsche Lizenz erwischt werden, so Gnade einem Gott, und selbst mit eigener Hand gefertigtes, nicht lizensiertes, kann einen in Erklärungsnot bringen.

Bekämpft dieses abscheuliche Spiel mit deinem Herzen und deinem Leben und brecht die Fesseln die unseren Untergang in eine dunkle Zeit nur beschleunigen aus der es kein Erwachen geben kann.

~ Ohne Worte, inside

Der Gedanke erinnerte sie daran, dass in ihrem Kabuff noch so einiges an Technik auf sie wartete, von der sie nicht nur verstehen wollte wie sie funktionierte, sondern die sie unbedingt loshaben wollte. Zukunft ist zwar toll, aber wozu muss jedes Schweißding denn merken dass es verwendet wird. Fehlt nur noch dass es mir Tipps gibt und Werbung auf meiner Kaffeetasse angezeigt wird, bevor ich sie verwenden kann.

Die ersten zwei Tage hatte Casilda in ihrem Zimmer damit zugebracht alle möglichen Sensoren auszuschalten und die Statusmeldungen mit Müll-Nachrichten zu fluten, damit ja niemand merkte was sie gerade tat. Am Anfang schwitzte sie schon als sie sich mit der einfachen Türsensorik anzulegen versuchte, aber jetzt hatte sie schon ihr Heim-Entertainment-System im Griff, mit dem sie nicht nur Licht und Musik regeln konnte, oder die klimatische Verhältnisse bestimmen, sondern auch ihre Bett automatisch machen, den Fußboden waschen oder Essen aus einer Nische synthetisieren konnte, was, nebenbei bemerkt, echt ordentlich verbesserungswürdig war - Metallgeschmack war nicht so ihre Richtung. Trotzdem, sie war fest überzeugt dass sie mehr machen konnte. Und zudem hatte sie sicherlich noch nicht alle Überwachungsprogramme ausfindig und unschädlich gemacht. Aber, Übung macht die Meisterin und die Gesellschaft hier hatte Respekt vor der Technik, obwohl von ihr das Überleben abhängt.

Gesellschaft und Technik

Die technologisierte moderne Gesellschaft ist gegenüber ihren eigenen Errungenschaften sehr ambivalent. Einerseits ist Technik überlebenswichtig, andererseits haben hochentwickelte Systeme und künstliche Intelligenzen immer wieder Teile der bekannten Welt in Schutt und Asche gelegt.

Die Zähne des Systems

Vorsichtig lugte Casilda um die Ecke. Das kleine Geschäft war, wie die Docks selber, menschenleer. Um diese Zeit schien der Teil von Traum Anderer zu schlafen und der Besitzer schlummerte sicherlich auch tief und fest in seiner Wohnung hoffentlich weit weg von seinem Besitz und Arbeitsstelle, in die Casilda jetzt eigentlich rein wollte.

Nochmals ein schneller Blick in beide Richtungen der gerade frisch gesäuberten Promenade, das Summen des Wartungsroboters füllte immer noch die stählernen Gänge, und Casilda huschte mit einer flinken Bewegung vorbei an der Plexiglasscheibe, hinter der sich holographische und physikalische Ausstellungsstücke für hiesige persönliche Sicherheitsausrüstung drückten und schmiegte sich an die Holzvertäfelung des Eingangs.

Persönlicher Assistent

Persönliche Assistenten können einfache Aufgaben selbstständig übernehmen, sind aber nicht evolutionär lernfähig, obwohl das Expertensystem sich an Situationen gewöhnen und Schlussfolgerungen ziehen kann. Jeder persönliche Assistent kommt mit einem "Persönlichkeit", die natürlich auswechselbar ist.

Hastig drückte sie ihren neuen, handflächengroßen persönlichen Assistenten an das kleine Schaltpult und aktivierte ihre vorher drei Tage entwickelte Routine in der Hoffnung das die Entwickler wirklich so bescheuert waren und die Türöffnung mit der Freisprechanlage gekoppelt hatten, wie sie bei den zwei anderen Testmodellen festgestellt hatte.

Kommt das Summen näher? Etwas ängstlich Blickte sich Casilda um. Waren das Schritte? ... Verdammt, wie lange dauert das denn. Sie blickte auf das gedimmt bläuliche Display in der Hoffnung aus der Statusmeldungen zu sehen ob ihr das Glücksspiel gelungen war oder lieber fliehen sollte. Eigentlich alles okay. Dann hörte sie auch schon das verräterische Zischen mit dem die Tür einen Spalt nachgab. Casilda zwängte sich durch die Öffnung und lehnte die Tür leise wieder an.

PAs und die Datenkrake

Damit ein PA sich an alle möglichen Geräte adaptieren kann wurde die Datenkrake entwickelt, welche dem PA erlaubt dynamisch Leiterbahnen auszubilden und an spezifizierte Rezeptoren zu koppeln. Findige Leute haben illegale Mechanismen entwickelt diese Elemente zum Umgehen von Sicherheitsprotokolle zu missbrauchen.

Casilda blicke sich im Halbdunkeln um. Groß war der Laden nicht, vielleicht acht auf fünf Meter, vollgestellt mit allerlei Allzweckkleidung, eingeschlossenen Sportwaffen und Sicherheitsausrüstung für den paranoiden persönlichen Bedarf, obwohl paranoid auf einer doch auch von Piraten bereisten Station mitten im Weltall und außerhalb der üblichen Sicherheitszonen wohl eine andere Bedeutung bekommen kann.

Vorsichtig schritt Casilda in der Raum und näherte sich dem einzigen Ding das wie ein Computer aussah. Sie würde hier am ehesten die Datenleitung zu dem Server vermuten und da musste sie ja rein. "Verdammtes Zeitalter der Technik. Wieso kann man so etwas nicht schön von daheim aus machen", knurrte sie leise vor sich hin. "*Aber nein, die Sicherheitskonzepte verlangen auch das ich vor Ort bin um an das abgeschottete System zu kommen."

Aufzeichnung 316: Sicherheitskonzepte

"Wir werden die Ketten der Götter in Teufelsgewand sprengen. Dann werden ihre Welten brennen und ihre Existenz wird verglühen im Licht unserer Freiheit."

- Kampf um Freiheit, AI709-3

Obwohl die Gesellschaft Angst vor Technik hat, die sich verselbstständigen könnte, sind ihre Sicherheitskonzepte ausgereift und eine gute Herausforderung für unsere spezielle Clique.

Systeme werden, wenn es möglich ist, immer autonom gestaltet, das heißt keine, oder wenige Kontaktpunkte zur Außenwelt. Ein Server in einem Geschäft, welches die Lagerdaten verwaltet, zum Beispiel, braucht nicht immer ein direkte Verbindung nach außen, das heißt die Leitungen werden bei nichtgebrauch von innen einfach physikalisch getrennt, sodass kein Zugriff von außen geschehen kann. Der Datenfluss wird zudem physikalisch zwischen Lesen- und Schreiben getrennt, sodass Daten oft nur in eine Richtung fließen können.

Hinzu kommen strikte Trennungen von Netzen, die nur physisch überwunden werden können. Dies gilt vor allem für die Trennung sicherheitsrelevanter Systeme.

Die gestaffelten Firewalls und verteilten Systeme machen den Zugriff auf und das Manipulieren von Daten über unautorisierte Systeme enorm schwierig. Es ist daher fast immer erforderlich physikalischen Zugang zu entsprechenden Leiterbahnen oder Speichern zu haben um das System zu korrumpieren und ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Mit dem entsprechenden Werkzeug und etwas Übung sollte ihr es aber schaffen. Und wenn ihr eine wirkliche Herausforderung sucht, dann könnt ihr über das Freifunksystem einer Station mal versuchen an das Personenregister zu kommen und es zu manipulieren. Ein echter Spaß, welcher auch mal Wochen und mehrere Wohnungswechsel in Anspruch nehmen kann.

~ Zu neuen Herausforderungen, inside

Im Schatten der Holodisplays am Schaufenster beugte sie sich unter den aus weißem Granulat bestehenden Tresen und suchte im bläulichen Schimmer ihres Holodisplays die verdammten Schrauben um an die Hauptdatenleitungen zu kommen. Nach zwei Minuten Suche setzte sie ihr Allzweckwerkzeug an und hob die Abdeckplatte ab. Dahinter summte die Elektronik die von den Lichtleiterbahnen und Datenspeicher in ein gelb-grünliches Licht getauft wurde. Mit einem etwas lauteren Klacks heftete sie ihr PA neben die Öffnung und setzte sich mit ihrem Rechner auf den Schoss hinter dem Tresen.

Firewalls

Firewalls sind dezidierte Systeme, die Hardware und Software eines Systems überwacht. Knackt man eine Firewall kann man sich noch nicht gefahrlos bewegen. Unüberlegte Zugriffe werden immer noch detektiert. Erst wenn der Sicherheitsserver fällt, kann man mit dem System machen was man will.

"Dann wollen wir mal." Und die Datenkrake vergrub sich langsam aber sicher in die Eingeweide des Servers.

Nichtgenehmigter Zugriff festgestellt. Unterbreche Verbindung zum Kernspeicher.

"Nein", fluchte Casilda und hackte in die Tasten. Es waren erst fünf Minuten vergangen und schon wollte dieses Ding sie rausschmeißen. Wie hatte es sie nur entdeckt? Bleib dran, bleib dran. Sie knirschte mit den Zähnen.

Notverbindung hergestellt. Ihnen verbleiben dreißig Sekunden bis zur Abschaltung des Hauptrechners.

Dreißig Sekunden? Das wird hart. Schweißperlen rieselten ihr von der Stirn. Wo war die verdammte Datei mit den Lagerdaten? Wo zum Teufel versteckte sie sich?

Digitale Sicherheit

Alle digitalen Systeme sind nach einer Norm klassifiziert, die beschreibt wie sicherheitsrelevant sie sind und welche Mindestanforderungen gelten, von einer einfachen zentralen Firewall, über multiple Sicherheitsserver, bis hin zu autarken air-gab Systemen.

Zwanzig Sekunden bis zur Abschaltung des Hauptrechners.

Nein! Ihre eingeschleusten Routinen arbeiteten noch nicht optimal, und diese blöden Firewalls machten ihr zu schaffen. Irgendwo da muss es sein.

Zehn Sekunden bis zur Abschaltung des Hauptrechners.

"Wo? Wo bist du?" Casilda durchwühlte manuell die Dateien. Das Holodisplay erwies sich dabei als eine echte Erleichterung. "Da!" rief sie und ihre Finger schnellten über das Display.

Verbindung unterbrochen. Hauptrechner abgeschaltet. Informiere Sicherheitssystem.

Gefahren beim Hack

Sollte der Hack schief gehen, kann es zu den unterschiedlichsten Reaktionen des Systems kommen, meist wird dabei aber Alarm ausgelöst. Je nach System wird ein Gegenangriff gestartet oder gar physische Sicherheitsmaßnahmen aktiviert.

Hat alles funktioniert? Verdutzt blickte sie in ihre Protokolle. Scheint so, als seien die Daten übertragen worden. Und wo war jetzt die andere Datei? Sie nagte an ihrer Unterlippe während sie ihren Speicher absuchte. "Ha!", entrutschte ihr, als auf dem Display die Lagerliste erschien.

Pilotenanzug - Ausführung silbern - M77.s159 (125)
Pilotenanzug - Ausführung schwarz - M77.s161 (85)
Pilotenanzug - Ausführung blau - M89.b027 (23)
Sicherheitsweste - flexibel - S08.f795 (83)
Stunner - Klasse 1 - W12.s1.896 (75)
...

Was auch immer Kjeol damit wollte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, der langsam trocknete und kalt wurde. Casilda zitterte leicht, als sie die Verbindung zu den Datenleitungen trennte, ihren Computer einsteckt und die Abdeckung mit noch leicht zitternden Händen wieder an den Granulattisch schraubte. So und jetzt... Sie fuhr herum. Schritte? Wie?

Unerwünschter Besuch

Gesellschaft und Cyberware

Cyberware ist in der von Technik durchdrungenen Gesellschaft weit verbreitet. Vor allem bei Terranern finden sich immer Körpermodifikationen. Auch bei Ranmex ist Cyberware häufig zu finden. Synachu hingegen haben durch die Khala und die Konklave strikte gesellschaftliche Vorgaben was vertretbare ist.

"So, von hier kam der Alarm", hallte die dumpfe Stimme eines bulligen Terraners durch den kleinen Laden, der sich gerade durch die Tür schob. Ein fließendes Tattoo erstreckte sich von seiner linken Handfläche wohl über den Rest seines stämmigen Oberkörpers und stahl sich dann am Hals aus der Uniform raus um sich über die linke Gesichtshälfte zu erstrecken und fließend in einen hochstehenden Irokesenschnitt überzugehen. Die Farben des Tattoos pulsierten in dumpfen Pastelltönen und die Figuren bewegten sich gemächlich in der Körperzeichnung, als ob sie ein Eigenleben besaßen. Und an seiner Seite baumelte lässig ein Lasergewehr.

Hinter ihm schritt leichtfüßig ein Ranmex in den Raum und blieb vor dem Tresen stehen. Casilda verfluchte sich. Verdammt, auch noch ein Fuchsmensch!

Der Ranmex zog die Luft laut schnaufend durch seine Nase und atmete sie hör- und sichtbar wieder aus. Leicht grünlicher Dampf stieg langsam von seinem braunen Fell Richtung Decke und verflüchtigte sich schnell.

Elektro-Magnetischer Pulse (EMP)

Technische Systeme bestehen immer noch aus elektronische Komponenten. Wohl platzierte elektro-magnetische Entladungen können Systeme ohne Schutzmechanismen lahmlegen, sei es durch pure Gewalt oder aber durch ausgetüftelte Resonanzen.

"Licht, du verfluchtes Ding!" tönte eine herrisch weibliche Stimme vom Eingang her. "Mein Sicherheitscode ist gültig, also mach verdammt noch mal Licht an, oder ich grill dich in einem EMP Blast der sich gewaschen hat."

Ein dumpfer Schlag ließ den Ranmex sich herum drehen. "Na Tyra, mal wieder deine Authentifizierung verlegt? Kein Grund das arme Sicherheitssystem dafür verantwortlich zu machen."

"Halts Maul, Rrosch!" kam die fauchende Erwiderung. "Mein Code ist richtig."

"Wie der vor einer Woche, wo du dich aus deiner Wohnung ausgesperrt hast", grinste der Terraner. "Oder als du behauptet hattest das irgendjemand würde dein Passwort für deinen Rechner immer ändern."

Cyberware Hacken

Cyberware zu hacken ist schwierig, da man keinen direkten Zugang zu den Systemen hat. Hinzu kommt, dass der Anwender mit seinen Nervenimpulsen das System trainiert hat und gegen unwillige Bewegungen gegensteuert.

Rrosch stieß einen dumpfen Lacher aus. "Oder, weiß du noch Sash, als Tyra von Kollegen angehalten wurde weil sie vergessen hatte wie ihr Zugangscode für ihr Auto war und versucht hatte es selber zu knacken."

Weiter kam er nicht, denn ein dumpfer Gegenstand sauste mit hoher Geschwindigkeit an seinen Kopf, während Sash laut lachend tiefer in der Raum schritt.

"Noch ein Wort und als nächstes fliegt was Schwereres!" fauchte Tyra von der Tür aus und ließ zwei Lampen, die gedämpftes weißes Licht von sich gaben, schwebend vor sich in Raum gleiten.

Cyberware und EMP

Ein wohl platzierter elektro-magnetischer Impuls kann Cyberware in seiner Funktion einschränken. Kleinere Systeme sind von EMPs weniger betroffen wie großangelegte Systeme, bei denen elektronische Komponenten mehr genutzt werden.

In dem weichen Licht konnte Casilda aus ihrem Versteck, eingepfercht in einer Ladung Funktionskleidung nahe der Tür, Tyra gut erkennen. Sie hatte hüftlanges, silbernes Haar, welches sich wallend um ihren Körper schmiegte. In dem matten Licht sahen ihre Züge anmutig, ja schon edel aus und sie schritt wie eine Königin anmutig auf Rrosch zu, der grinsend ein messergroßer Gegenstand vom Boden aufhob und ihn grinsend Tyra hinhielt.

"Hast du den hier verloren?"

"Pass auf Rrosch, irgendwann hack' ich mal deinen Rechner und pack' einen Wurm drauf der dein Passwort immer wieder zufällig ändert."

"Hey, hier hat sich jemand dran zu schaffen gemacht." Sash kniete hinter dem Tresen und winkte mit einer Hand die anderen beiden zu sich. "Noch gar nicht so lange her."

Anti-Gravitation

Anti-Gravitation ist weit verbreitet. Gerade kleinere und leichtere Dinge lassen sich mit dem gängigsten Verfahren leicht ausstatten. Bei größeren und schwereren Gegenständen muss mehr Aufwand in die Technik gesteckt werden damit die Felder es nicht zerreißen. Starke Anti-Grav Felder sind für Lebewesen gefährlich. Psioniker können selbst bei leichten Änderungen des Gravitationsfeldes Kopfschmerzen bekommen, schnelle Schwankungen führen zu einem schrecklichen Tod.

"Draußen war niemand", meine Tyra mit einem nochmals vernichtenden Blick zu Rrosch und ging auf den Tresen zu, während sie ihren persönlichen Assistenten aus einer Tasche zog, gefolgt von nur einem schwebenden Licht. Das anderer pulsierte in der Mitte des Raumes, wo der Ranmex wohl noch nach einer Erwiderung suchte.

Casilda sprintete los. Noch ehe sie sich Gedanken machen konnte ob dieser Reflex gut oder schlecht war, schlug ihr die kühlere Luft der Docks entgegen. Draußen, dachte sie nur und rannte schweißgebadet nach links.

"Halt!" Die Stimme von Rrosch war deutlich. Casilda hastete um die Ecke als ein Lichtblitz hinter ihr den Gang erleuchtete.

Scheiße! Wollen die mich umbringen? Panisch sprintete sie die stählerne Treppe nach oben und versuchte sich verzweifelt eine Karte in den Kopf zu rufen, aber das Adrenalin hinderte sie am Denken. Der Ranmex war ihr hart auf den Fersen.

Aufzeichnung 19: Stationssicherheit auf Traum Anderer

"Begreift ihr nicht, dass es hier nicht um weniger geht als unsere Freiheit? Das System brandmarkt unsere Traditionen, es verdirbt unsere Kinder und es zerstört unser Selbst. Lasst uns in den Krieg ziehen und dem System zeigen das die Konklave bereit ist für ihr Überleben zu kämpfen."

-Überleben, Zira Mirtas

Die Stationssicherheit auf Traum Anderer gibt der Raumstation einen Anstrich von Anstand nach außen hin und sorgt dafür, dass diejenigen die entweder nicht willens oder fähig sind sich selber zu beschützen, ein gewisser Schutz gebührt.

Leider ist die Führung von Traum Anderer mit dem System verbandelt und daher versucht die Stationssicherheit nicht nur externe Gefahren zu bannen, sondern auch die verdrehte Ordnung des Systems herzustellen.

Wenigstens liegt die kleine Station abseits aller großen Routen ohne wichtige Ressourcen, sodass sich der Einfluss des Bösen in Grenzen hält.

Aber Vorsicht ist trotzdem geboten, denn die Stationssicherheit ist es gewohnt mit Piraten umzugehen, die ab und an mal versuchen Stress zu machen. Entsprechend gefährlich kann auch ein Zusammentreffen mit den Leuten werden. Und dann gibt es da noch die Idealisten, mit denen auch jegliche vernünftige Verhandlung fehlschlägt.

~ Für Vorsichtige, inside

Sie bog zweimal wahllos ab und hoffte sich näher zu den Flackernden Viertel zu bewegen. Dahin werden die mir sicherlich nicht folgen wollen. Ob sie aber selber dahin wollte, war ihr noch nicht so ganz klar.

"Ich glaube sie ist hier entlang", hallte die Stimme des Ranmex durch die Gänge und Casilda versuchte ihre Schritte wieder zu beschleunigen. Sie wusste ja nicht mit was für Mitteln diese Stationssicherheit ausgestattet war. Hier in der Zukunft gab es sicherlich andere Möglichkeiten als einfach nur jemanden hinterher zu rennen. Bei dem Gedanken wurde ihr mulmig, denn für so eine Flucht war sie nicht vorbereitet.

Nachteil getrennter Systeme

Ein gravierender Nachteil der getrennten Systeme ist, dass sie nichts voneinander wissen. Und da Technik überall ist und eine fehlerhafte Schleuse nicht ganze Systeme lahmlegen soll, sind oft nur passive Monitorleitungen an zentralen Knoten gebündelt. Hacker haben dadurch den Vorteil, dass sie sich schnell durch unterschiedliche Systeme wühlen können, diese sich aber nur schwer austauschen können um eine gemeinsame Abwehrstrategie entwickeln können.

In die nächste Gasse. Hastig drehte sie sich um. Niemand hinter mir, ging ihr keuchend durch den Kopf. Dann blieb sie abrupt stehen. Eine Schleuse verschloss den Gang vor ihr. Rote Buchstaben prangten an ihr: S13. Zurück? war ihr erster Gedanke, aber schon zucken ihre Hände nach ihrem neuen PA, welchen sie zitternd an das digitale Schloss des Tores setzte. Jetzt oder nie!

Alte Bekannte und neue Freunde

Den ersten Tag nach dem Vorfall hatte sich Casilda kaum aus ihrer Wohnung getraut, vor Sorge entdeckt zu werden. Kjeol hatte zwar gesagt das so etwas schnell vergessen sei, aber was heißt in einer Welt voller KIs, Überwachung und Speicherung schnell vergessen? Garantiert konnte sie nirgendwo mehr hin, ohne gleich verhaftet zu werden.

Aber ihr hatte Ruhe nie gut getan. Am zweiten Tag danach ging sie schon wieder auf die Station, sich umschauen und einkaufen - unauffällige Kleidung, Essen und einen Stunner. Und wieder hatte sie die Neugier gepackt. Wie war es inside ergangen? Hatte er noch mehr Informationen versteckt? Und wo? Die letzten Hinweise deuteten auf etwas Großes hin, auf etwas, das er nur den Abenteurern mitteilen wollte, die sich in eine neue Welt wagten, um sie von dem System zu befreien. Als sie an einer Konsole vorbeikam, die gerade repariert wurde, begriff sie es! Die ID des Gerätes prangte förmlich auf dem Display des Installateurs und schien sie anzusprechen. Danach war es nur eine Frage der Zeit, wohlgemerkt nicht viel Zeit, bis sie beschlossen hatte, dem Büro des Unternehmens einen Besuch abzustatten - per Netz und ungesehen.

Datenhaltung im Netz

Der Vorteil einer Vernetzung ist dass jeder von überall Zugriff auf Daten hat. Aber genau das ist auch der Nachteil, denn diese Daten können auch an Leute gelangen die eigentlich nicht darauf Zugriff haben sollten. Die Abwehr dagegen besteht aus getrennten Datennetzen, die Daten nur für ihre Zwecke vorhalten und nicht miteinander direkt kommunizieren können.

Die Docks waren um diese Zeit kaum besucht. Casilda hatte die für diesen Job passende Kleidung gekauft, einen blauen Anzug mit vielen kleinen Taschen und abgewetzten Beinen. So wie die meisten Mechaniker, die sie kannte, eben gekleidet waren. Im Stillen saß sie im Zwielicht der Konsole und drehte mit ihrem Multitool die Abdeckung auf. Leise klirrend legte sie das Metallstück auf den Boden und zog eine leuchtende Holospeicherkarte heraus. Geschickt fügte sich ihr neuer PA in den vorhandenen Slot ein.

Diesmal sollte es leichter sein, dachte sie und begann, ihre Routinen in das System zu speisen.

"Es läuft hervorragend", murmelte sie fünf Minuten später als sie schon die ersten beiden Sicherheitsstufen überwunden hatte. Ich bin wirklich besser geworden. Sie schob ihren dritten Wurm in das System. Der sollte jetzt genügend Spielraum haben, um ihr auch das letzte Quäntchen an Kontrolle zu übergeben.

Das Multitool

Enorme Miniaturisierung erlaubt es kompakte aber vielseitige Werkzeuge herzustellen. Eine solche Werkzeugsammlung nennt man Multitool. Je nach Lizenz und Hersteller findet man neben klassischen Werkzeugen, auch Laserschneider oder Schweißer. Und das alles in der Größe eines Taschenmessers.

Ihr PA hatte bisher gute Arbeit geleistet. Programme schreiben war hier schon anders, weniger Text und hartes Programmieren, als vielmehr das richtige Design vorgeben. Bauen und ausführen, das tat der PA schon von selbst und immer schneller und effizienter als der Mensch.

Auf ihrem Schoß lag ihr Laptop, aus dem ein Gewirr von schimmernden Fäden herausgewachsen und scheinbar mit der Konsole in der Wand verschmolzen. Der größte Teil ihres PA war jedoch in der Konsole selber verschwunden, zapfte Leiterbahnen an und okkupierte Speicher. Intelligentes kleines Ding, grinste sie in sich hinein und schob ihren Wurm tiefer auf das Zentrum zu.

Design von Gegenständen

Nicht nur Größe und Gewicht, sondern auch Geräuschpegel, Lichtabstrahlung und viele andere äußerliche Erscheinungen von Geräten werden meist nicht primär von ihrer Aufgabe, sondern von praktischen und regulativen Vorgaben bestimmt.

"Login fehlgeschlagen...
Sicherheitsverletzung bei D17.13 festgestellt...
Protokoll fehlerhaft...
System wird beenden..."

"Scheiß Teil! Nicht ausschalten", fluchte Casilda, hektisch zwei Drähte in der aufgeschraubten Platine verbindend.

"... Systemfehler ... bitte benachrichtigen Sie..."

Mit einem sanften Summen verstummte die säuselnde Computerstimme. Casilda blickte zufrieden auf und strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. "Endlich Ruhe. So kann man sich ja nicht konzentrieren", murmelte sie und griff nach ihrem Laptop. Nochmal von vorne. Also die Subroutinen müssten schon im System sein, der Wurm sollte eigentlich... Casilda kratze sich am Kopf. Es ist schon was anderes eine fremden, unbekannten Technologie zu hacken. Daheim wäre ich mit so etwas spielend fertig geworden, aber hier, die unbekannten Routinen, eine gut ausgetüftelte KI. Aber inside konnte es auch, wäre ja gelacht, wenn ich es nicht schaffen würde.

"Login erfolgreich... Willkommen. Was kann ich für Sie tun?"

Casilda wurde aus ihren Gedankengängen gerissen und sprang auf. "Ja, verdammt!" Schnell blickte sie sich um. In dem Gang bei den Docks war noch niemand zu sehen. Sie biss sich leicht auf die Lippen, während ihre Finger schnell und sicher über die Tastatur tanzten. Ein kurzes Flackern huschte über den Bildschirm und der Code verschwand.

Aufzeichnung 13: Willkommen auf "Traum Anderer"

"Ein Koloss aus Stahl und Beton. Ein Wesen hoch über den Wolken, ein Hort der Zuflucht und der Geborgenheit. Und doch, so kann ich fliegen, erkunde ich meine Freiheit, die wohl grenzenlos ist. Das ist meine Heimat.

- Ray McWarryn (Nerde)

Willkommen Abenteurerin auf Traum Anderer. Das ist eine meiner Spuren, die ich über meinen Weg verstreuen werde um Dir unabhängige Informationen über das System, die Xynoc und den vieles mehr zukommen zu lassen. Dieser erste Hinweis ist als Warnung gedacht. Halte dich fern von...

Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf ihre Schultern. "Haben wir dich!" Casilda fuhr erschrocken zusammen und blickte in drei bekannte Gesichter. Der bullige Terraner grinste sie unverhohlen an, während der Ranmex Rauch puffend seine Waffe locker über die Schulter warf.

"War einfacher als gedacht, nicht Rrosch? Steh auf!" Unsanft zerrte die große Hand sie auf die Beine. "So, unsere kleine Hackerin."

"Nenn' mich nicht klein", fauchte Casilda ihn an. "Und lass deine Pfoten von mir!" Sie schlug mit der Hand nach seinem Arm, der dumpf, so gar nicht menschlich und weich klang.

"Hey!" Sash packte fester zu. Casilda stöhnte auf.

"Komm wieder runter Sash", meinte Tyra zu ihrem Kollegen, während sie einen handgroßen Scanner hervor kramte. "Wo sind deine Personalien? Bist du illegal?"

Personalien

Jedes im System geborene Wesen muss registriert werden. Dazu gibt es in jedem Quadraten Behörden oder reisende Beamte, die diese Aufgabe übernehmen. Überschreitet man Registrationsgrenzen, muss man sich an der zuständigen Behörden an- und abmelden.

Personalien werden cybernetisch und genetisch eingebrannt. Sie müssen alle zwei Jahre erneut erneuert werden. Ohne Personalien erwischt werden ist keine Straftat. Eine zentrale Raumpatroillen-Abteilung wird einen durchleuchten, was Unangenehm ist und viel Zeit und Geld kosten kann.

Personalien? Daran hatte sie in dem Stress der letzten Tage nicht gedacht.

"Ich kann keine ID finden", meine Tyra.

"Dann muss Remi sie halt durchleuchten." Rrosch zuckte mit den Schultern. "Deren Problem, nicht unseres. Wir haben sie, und das ist alles was ich wollte. Lasst uns gehen."

"Mitkommen!" Sash stieß Casilda vor. Sie stolperte, nutzt den Schwung und trat ohne Vorwarnung ihrem Peiniger gegen das Knie. Er stöhnte auf. Der Ranmex knurrte. Casilda schoss.

Ein Lichtblitz erhellte den Gang. Nayres blieb stehen.

"Was ist?" Lomo nan Tar hielt inne.

"Ein Kampf", meinte Chessos und deutete nach vorne. "Vielleicht sollten wir einen anderen Weg..."

"Das ist Polizeigewalt! Lasst mich in Ruhe."

Nayres PSI- Klingen fingen an zu schimmern, als sie den Gang entlanghuschte. "Ich kümmere mich drum!"

"Nayres, keine..." setzte Lomo nan Tar an. Ein greller Schmerzensschrei unterbrach ihn, dann brach ein Funkenhagel über den Gang herein. Und ein weiterer Schrei. Chessos und Lomo nan Tar rannten nach vorne.

Nicht-Tödliche Waffen

Sicherheitskräfte sind angehalten nicht-tödliche Waffen zur Verteidigung zu verwenden. Diese überlasten das Nervensystem und entziehen dem Metabolismus die Grundlage zur Energiegewinnung. Das Opfer bricht schnell in sich zusammen unfähig sich für Stunden normal zu bewegen.

Nayres stand vor zwei sich windenden und auf dem Boden liegenden Terraner. Der Ranmex drückte sich unbeweglich und mit eine PSI- Klinge an der Kehle an die Wand. Casilda lag verdutzt und keuchend am Boden. Über ihrer Brust prangte ein großer, rußiger Fleck.

"Alles in Ordnung mit dir?" Lomo nan Tar beugte sich zu Casilda herunter und lächelte. "Wohl Ärger gemacht, was?"

"Geht schon", Casilda versuchte aufzustehen, klappte aber sofort wieder zusammen. Die Schmerzen in ihrer Brust waren unerträglich und ihr Körper fühlte sich völlig ausgelaugt. Als ob der Treffer ihre gesamte Energie gefressen hätte.

"Bleib liegen, ich helfe dir, Casilda Aguero."

Woher kennt er mich? schoss es Casilda durch den Kopf.

"Ich habe dich in Kjeols Bar geführt, damals als du hier angekommen bist. Erinnerst du dich noch?"

Schwach glomm die Erkenntnis in Casildas Gesicht auf. Ja, da war dieser Mensch. Sie spürte seine Hand auf ihrem Nacken aber die Müdigkeit begann sie zu übermannen. Sie konnte nur noch murmeln.

Medizin

Medizin ist weit fortgeschritten, jedoch nicht immer überall verfügbar. Gerade in abgeschiedenen Regionen fehlen nicht nur Ausrüstung, sondern auch die Experten. Trotzdem, Heilung ist durch MedKits schnell und unkompliziert, weswegen physischen Verletzungen oft nur ein temporäres Ärgernis darstellen. Eventuell ist daher das Gewaltpotenzial höher als in historischen Gesellschaften.

Schmerz durchschoss ihre Wirbelsäule und Adrenalin überflutete ihren Körper. Dann ließ der Schmerz nach. Sie fühlte sich benommen, ähnlich wie an dem Tag nach Kjeols Operation. Doch die Wunde an ihrer Brust war verschwunden. Wie?

"Sie haben schon Verstärkung gerufen", flüsterte Chessos. "Ich kann sie kommen hören."

"Wie viele?" fuhr Nayres den Ranmex an und brachte ihre PSI- Klinge noch ein Stückchen näher an seine Kehle.

"Fünf, vielleicht acht?" stotterte dieser eingeschüchtert.

"Verdammt!" fluchte sie. "Zu viele!"

"Wir sollten von hier verschwinden. Es wird sich beruhigen wenn wir uns eine Weile nicht blicken lassen", meinte Chessos.

"Willst du mitkommen?" Lomo nan Tars Stimme klang schmerzverzerrt als er mit Casilda sprach. "Es wäre für dich in der jetzigen Situation eindeutig sicherer."

"Ich..." mit einem lauten Rums ging der Ranmex neben Nayres zu Boden.

Polizeiliches Gedächtnis

Trotz, oder vielleicht gerade weil so viele Dinge gespeichert werden, ist das polizeiliche Gedächtnis eher kurz wie lange. Die alten Akten stapeln sich häufig in turmhohen Rechenzentren und nur wenige Beamte können sich um die kleinen, älteren Verbrechen kümmern. Täglich werden immer neue in die stetig wachsende Datenbank aufgenommen. Solange man also nicht in eine Kontrolle kommt und seine ID in der lokalen Datenbank auftaucht ist das polizeiliche Gedächtnis schwach.

"Was?" Nayres schauten schon fast unschuldig. "Irgendwas musste ich mit ihm machen!"

"Wir müssen weg", drängte Chessos.

"Könnt ihr mich tragen?" fragte Lomo nan Tar. "Doch, ich muss das jetzt tun." Er beugte sich zu den einem der Terraner herunter, dessen Knie in einem abscheulichen Winkel ab stand.

"Wieso sollten wir dich tragen?" meinte Nayres verächtlich.

"Weil ich gleich nicht mehr laufen kann", grinste Lomo nan Tar zurück. Dann sackte er in sich zusammen.

Sash, dessen Bein noch vor zwei Sekunden in einem ungünstigen Winkel abgestanden hatte, hörte auf zu wimmern und schob sich langsam an der Wand auf die Füße.

"Was soll der Mist?" brüllte Nayres und schulterte Lomo nan Tar, während Chessos zum nächsten Schott hastete. "Wehe ich sehe dich uns folgen", fauchte sie Sash noch an und hastete Chessos hinterher.

Casilda zögerte nicht lange und eilte den dreien hinterher. Hinter ihr ertönten schon die ersten Stimmen der Sicherheitsleute.

"So werden wir es nicht bis zum Schiff schaffen." Chessos Stimme klang pessimistisch.

Casilda grinste. "Lass mich nur machen!" Mit diesen Worten holte sie ihren PA hervor und machte sich an der Schleuse zu schaffen.

Plotideen

Das Lotus-Projekt

Lotus ist der Spitzname einer neuen Generation von Nanobots, die eine tödlich mutierende Krankheit heilen könnte, wenn die Terraner auf Iham III nur Zugriff darauf hätten. Bringe Lotus nach Iham III und verteile es unter den Terranern. Aber nicht nur die Technophoben müssen gefürchtet werden, auch auf Iham III stehen auch die meisten Bürger selbst heilenden Technologien sehr skeptisch gegenüber.

Im Auge des Sturms

Die Technophoben sind wie heilige Krieger. Sie wollen ihre Philosophie Ungläubigen bringen, zur Not auch aufzwingen. Unterbreche mit einem kleinen Stoßtrupp ihre Versorgungslinien auf dem Xza-Mond damit die Bevölkerung von Xza den Widerstand organisieren kann.

Junas Gedanken

Die Synachu-Diplomatin Juna Yamir war den Technophoben auf Navaille schon lange ein Dorn im Auge. Trotz ihrer gehobenen Stellung hat sie gegen das technophobe System gepredigt. Jetzt steckt sie in ernsthafter Gefahr. Bringe sie ungesehen und unbeschadet zu dem Gleiter der Hand von Kor. Wenn Kjeol nur genau wüsste wo sie zu finden ist...

Mission fehlgeschlagen

Der Auftrag war einfach - rein, bergen, raus. Aber irgendwas ist schief gegangen. Ein Verräter unter den vermeintlich Verbündeten? Keiner weiß es wirklich. Wichtig ist aus der Gefangenschaft des Sicherheitstransports zu entkommen bevor dieser Rrron erreicht. Von Rrron selbst zu flüchten hat noch nie jemand geschafft. Danach ist dann ist die Jagd auf das Leck eröffnet.

Eine dubiose Sache

Die Sache hört sich seltsam an, aber Kjeols Bezahlung klingt zu gut, um abzulehnen. Die tiefgefrorenen Zellen müssen in die Stratosphäre von 18p,2,n4,7 gestreut werden. Nicht einfach, wenn man bedenkt wie hart der Zeitplan ist und welche Sicherheitsmaßnahmen in dem System herrschen. Aber es gibt nichts was nicht geht, oder?

Heilsbringer

1200 Container sind schon viel. Vor allem wenn man nicht weiß und wissen darf was in ihnen ist. Und die Technophoben auf Tyros auch nicht. Die Ladung soll nachts auf einer Wiese übergeben werden, an die Augenlosen. Und Tyros selber ist ein heißes Pflaster, nicht nur wegen der Kämpfe unter den verschiedenen Gruppierungen: Der gesamte Planet scheint verrückt zu spielen, gerade nachts.

Bergen und vernichten

Ein Ziel, drei Wege es zu erreichen. Der Transporter mit der heißen Ware wird von Vaal nach Tyros fliegen. Wichtig ist, dass die spezielle Fracht ihren Zielort in Tyros nie erreicht: Eine geheime Lagerhalle in der Bergen. Also, entweder in Vaal zuschlagen, auf dem Weg den Transporter abfangen oder aber den intergalaktischen Hafen von Tyros infiltrieren. Und dabei nicht vergessen, alles bis auf ein Teil vernichten und das zurück in die Bar schleppen.

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Lachendes und Weinendes Auge

Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge dem letzten Artikel entgegen. Ich freue mich ungemein, dass es nach so langer Zeit endlich fertig veröffentlicht ist, andererseits bin ich auch traurig das es zu Ende gehen soll.

Aber, jedes Ende ist auch ein Anfang und neben dem Fehlen von Bildern und den Überarbeitungen die noch kommen werden, wird ja auch noch EWS 3.0 entwickelt und natürlich werden auch schon Ideen für das zweite Quellenbuch gesammelt. Ich bin auf jeden Fall auf die weitere Entwicklung gespannt.

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„Das EWS ist ein rundum gelun­ge­nes Sys­tem, wenn es darum geht, mit ein­fa­chen Regeln eine Rol­len­spiel­runde aus dem Boden zu stamp­fen.“
— Tim Charzinski in der Rezension bei den Teil­zeit­helden
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