1w6 - Ein Würfel System - Einfach saubere, freie Rollenspiel-Regeln

Vampire und Wissenssucher (2 von 2): Verloren

Bild von Drak

°Sskreszta sieht Kalem an, die gegen ihren Widerstand immer tiefer in den Lauf ihrer eigenen Waffe blickt. Dann dreht sich Sskreszta herum und schmettert ihren Kopf mit ganzer Gewalt gegen die Wand.°

Schwierige Situationen erzwingen harte Entscheidungen. Aber der Reihe nach.

Nach unserem sehr angenehmen „Land“-Urlaub auf der Station vor Tallrock saßen wir wieder zusammen in unserer Kantine, gut erholt und mit mehreren Kontainern Kryokapseln, biologischen Medkits und acht kaum gebrauchten Reparaturbots im Frachtraum. Am nächsten morgen war Abflug und ich hatte bereits acht Stunden von Xolloroth’ Gequatsche ertragen. Aber unser Ekkarion-Gast fehlte. Wir hatten ihn nicht wieder gesehen, seit er direkt bei der Ankunft von Bord gegangen war, und wir kannten ihn nicht gut genug, um sicher sein zu können, dass er selbst kommen würde. Also gingen wir nochmal zurück auf die Station und suchten ihn.

Wir wollten gerade aufgeben – nach viel zu langer Zeit rumfragen in den Bars, in denen sich niemand an ihn erinnerte, mussten wir einsehen, dass wir versuchten einen verdammt guten Telepathen zu finden, der nicht wollte, dass sich jemand an ihn erinnerte – als Kalem von einem Wutanfall gepackt wurde und den Türsteher einer Bars zurückstieß. Bevor der sich wirklich wehren konnte, wurde Kalem depressiv und instabil, und es gelang uns noch, die Bar zu verlassen, bevor wir Probleme mit der Sicherheit bekommen würden. Wir waren beide illegal auf der Station und als Terroristen gesucht, da war es besser, keinen Streit anzufangen.

Draußen ging es allerdings weiter und Fox entdeckte zwei blasse Terraner, von denen einer die Hände wie ein Puppenspieler bewegte. Er erreichte beide, bevor sie ihn bemerkten und schlug den Puppenspieler nieder. Dann packte ihn Panik, und er floh einige Meter durch die Menge, bevor er sich wieder fangen konnte. Die beiden Terraner verschwanden in eine Seitengasse, und Kalem gewann ihre normale Selbstbeherrschung zurück – zwar bröckelnd, aber funktionsfähig. Also wie bei fast allen von uns. Fox ist der einzige, der sich wirklich hält.

°Stille, Leere, Taubheit°

Wir machten uns an die Verfolgung. Die Terraner hatten uns herausgegriffen, also war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie auch unseren Passagier hatten, oder ihn zumindest kannten.

°Kalem sprintet um eine Ecke und bleibt für einen Augenblick taumelnd stehen. Sskreszta folgt ihr, blickt in die Gasse, sieht wie sich eine Haustür schließt und rennt in eine Wand aus Stille.

Die Welt verschwindet, wird zu einem farblosen Abbild ihrer selbst. Alle Geräusche scheinen gedämpft. Irreal. Wo Leben war ist nur mehr Gräue, und selbst die Luft scheint zu verschwinden.°

Ich stand im Nichts, als auf einen Schlag meine gesamten psionischen Wahrnehmungen ausgelöscht wurden. Ich konnte den Boden unter mir nicht mehr spüren und tastete mich an den Wänden der Häuser entlang, die sich nicht echter anfühlten als blasse Holographien. Fox rannte an mir vorbei, aber er war nur ein Schemen, ein Bild ohne Substanz. Die ganze Welt war tot und unwirklich, und ich mit ihr.

Zum Glück waren wir auf der Jagd und ich musste mich auf anderes als die Leere konzentrieren, sonst hätte mich das Gefühl in den Wahnsinn treiben können. Nicht nur spürte ich die Welt nicht mehr, wie ich es von Psi-Blockern kannte. Alles war verschwunden. Da war keine Wand, die mich umgab, sondern reine Leere. Ich verstehe nicht, wie kopfblinde das aushalten, jeden Tag so zu leben…

Aber wir mussten weiter, und so konnte ich mich weiterzwingen und Fox und Kalem zu der Tür folgen, in der die Terraner verschwunden waren. Als Fox sah, wie ich mich an der Wand entlang tastete, fragte er mich danach, und ich sagte knapp, mein Psi sei geblockt.

Das Haus war luxuriös ausgestattet. Eine lange Tafel mit Essen, breite Sessel und eine Treppe, die nach oben zu einer Galerie und einer Tür führte.

Wir packten uns Waffen – Fox hob einen Stuhl, ich noch desorientiert eine stählerne Obstschale – dann gingen wir über die Treppe zur Tür.

°Sskreszta tritt langsam auf eine Balustrade hinaus. Die Luft ist stickig und riecht schwach metallisch, wie Blut. Ein leises Summen erfüllt die Luft. Zwei schnelle Blicke zeigen ihr die Abgänge. Rechts und links führen Treppen nach unten.

Als sie einen Schritt nach vorne tritt, verstummt das Summen und macht einem leisen Wimmern Platz. Unten im Raum, von Kerzen erhellt, sieht sie 4 bleiche Terraner in einem Kreis um einen zusammengekrümmten Ekkarion, der Quelle des Wimmerns. Am entfernten Ende sitzt eine Frau mit völlig weiß geschminktem Gesicht auf einem Thron. Ohne zu zögern legt Sskreszta eine Hand auf das Geländer und steigt die Treppe zur Linken herab.°

Als ich den ersten der Terraner im Kreis erreichte, versuchte ich ihm von hinten den Kehlkopf zu zerdrücken. Er war schneller als erwartet und brach mir die Hand. Ich konnte einen Schrei unterdrücken, riss ihm die Backe auf und trat ihn am Boden zusammen.

Kalem und Fox stürtzen sich Momente später auf die anderen Terraner, doch bevor sie angreifen konnten, taumelte ich plötzlich vor Erschöpfung und Kalem wurde an die Wand gedrückt. Hätte sie nicht geistesgegenwärtig daran gedacht, meinem Medkit zu sagen, dass es mich betäuben soll, wäre sie wohl durch meine Telekinese gestorben. So aber brach ich zusammen und Kalem und Fox schlugen jeweils einen der Terraner nieder. Als ich von einem Stim geweckt wieder zu mir kam, lag die bleiche Frau auf dem Thron hinter Fox, von einer Betäubungsladung aus Kalems Waffe zu Boden gestreckt, und das Blut des letzten Terraners floss über der Steinboden. Als Kalem dann plötzlich anfing, ihre Waffe auf sich zu richten, und ihre Haut in düsteren Farbtönen irisierte, legte ich dem Ekkarion in der Mitte des Kreises mein Medkit auf die Brust and betäubte ihn. Sofort fing sie sich wieder.

Einen Augenblick später hörten wir ein Klatschen. Auf der Balustrade stand eine Terranerin, die die Zwillingsschwester der bleichen Frau auf dem Thron hätte sein können. Im nächsten Moment wurde Kalem telekinetisch gepackt und mich ließ heftige Erschöpfung taumeln. Kalems Arm richtete gegen ihren Widerstand ihre Waffe auf sie selbst und der Abzug knackte bereits.

Ich wusste was ich tun musste.

°Sskreszta blickt Kalem an, die gegen ihren Widerstand immer tiefer in den Lauf ihrer eigenen Waffe blickt. Dann dreht sich Sskreszta herum und schmettert ihren Kopf mit ganzer Gewalt gegen die Wand.°

Ein paar Stunden später saßen wir wieder zusammen in der Kantine, diesmal vollzählig. Unser großes Medkit hatte sich um meine Hand gekümmert, so dass die in ein paar Stunden wieder völlig gesund sein würde und wir hatten die beiden Terranerinnen nach einem unergiebigen Verhör der Stationssicherheit übergeben. Sie waren völlig irrsinnig und in ihrem Machtrausch gefangen, und bei der Stationssicherheit brachten sie uns immerhin noch jeweils 1,5 kcr an Kopfgeld.

Dann war es wieder Zeit, Xolloroth bei der Untersuchung des Amuletts zu helfen. Ich fand heraus, dass ich noch immer in das Amulett komme, wenn ich nur den Außenbereich umgehe – und dass einige Zat in dem Amulett geblieben waren. Außerdem leistete mir Kalem Gesellschaft, so dass wir durch Psi-Training teilweise ignorieren konnten, was Xolloroth in seinen Aufzeichner murmelte. Trotzdem habe ich diese Nacht davon geträumt.

Noch drei Tage, dann sind wir in Ekk, und ich habe ein paar Tage Ruhe von seinen monotonen Aufzeichnungen – zumindest, wenn unser Plan funktioniert und die biologischen Medkits und Kryokapseln unsere Signaturen vor den Scannern der Raumflotte verbergen.

Sollte der Plan fehlschlagen, wird die nächste Zeit sehr interessant.

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Bild von inside

Exzellente Beschreibung von dem "gegen die Wand laufen"

Ich fand gerade die Beschreibung des PSI- leeren Raumes shehr gut gelungen. Man konnte richtig Mitfühlen wie Sskreszta sich in dem Moment gefühlt haben muss. Freu mich schon auf die nächste Runde.

Bild von Drak

Der Psi-leere Raum war auch

Der Psi-leere Raum war auch der Teil, der für mich beim Schreiben am intensivsten war – freut mich, dass er gut rübergekommen ist!

Und ich bin schon riesig gespannt, wie es weitergeht!

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— Tim Charzinski in der Rezension bei den Teil­zeit­helden
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