Edieh hat in seinem Blog von der Absage eines Larps wegen Amokgefahr berichtet [1], und nachdem mein Kommentar immer länger wurde, habe ich ihn zu einem Blogeintrag umfunktioniert :)
Ich war bisher erst auf zwei Larps, aber eine Larp wegen Amokgefahr abzusagen halte ich für vorbeugende Inkompetenz.
Bei einer Larp haben Jugendliche (und Erwachsene) die Chance genau das zu erleben, was ihnen von der Gesellschaft oft vorenthalten wird, nämlich Gemeinschaft, und dass sie wichtig sind.
Und im Gegensatz zu Computerspielen treffen sich die Leute physisch, so dass viel engere Bindungen und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl entstehen können. Meiner Einschätzung nach ist ein Larp-Wochenende außerdem nicht gefährlicher als ein Pfadfinderausflug. Selbst von der Stimmung her gibt es einige Paralellen (Lagerfeuermusik, Nachtwanderungen, Schauergeschichten, ...).
Ich habe jetzt gerade noch den Artikel bei Der Westen [2] gelesen, und um ehrlich zu sein würde ich persönlich das Jugendhaus schlicht als Aufenthaltsraum umfunktionieren und die gesamte Larp auf irgendeine Wiese verlagern.
seufz
Ich hatte ja erwartet, dass sie nach dem Amoklauf wieder auf Internet, Computerspielen und dem Fernsehen rumhacken. Aber dass sie auf Fantasy-Larps losgehen, die so wirklich gar nichts mit dem Amoklauf zu tun haben, hätte ich nicht erwartet. Vielleicht war ich zu gutgläubig.
Unsere Gesellschaft hat doch mehr Angst davor als ich dachte, selbst zu erkennen, dass es die Normalgesellschaft ist, die Amokläufer hervorbringt. Da wird dann gleich auf alles fremd erscheinende geschossen, nur um nicht zugeben zu müssen, dass unsere Gesellschaft menschenfeindlich geworden ist.
Leider trifft es dann genau die Nischen, in denen sich einige selbst eine menschlichere Nebenwelt geschaffen haben.
Mal sehen wann es Pen-and-Paper trifft. Am Besten machen wir uns schonmal bereit, unseren Rollenspielladen zu schützen. Wie wäre es mit einer Unterstützungsdemo?
Links:
[1] http://www.edieh.de/2009/04/06/jugendamt-sagt-larp-wegen-amok-gefahr-ab/
[2] http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/dortmund/sued/2009/4/3/news-116275716/detail.html